Kooperation mit Aarhus vertieft

Im Rahmen eines Job Shadowing, unterstützt durch erasmus+, konnten die Beziehungen zwischen dem PflegeCampus und der SoSu Ostjylland vertieft werden.

Barbara Oberhammer, die Koordinatorin internationaler Projekte an der Berufsfachschule für Pflege und Krankenpflegehilfe, hatte die Möglichkeit vier Tage lang den dänischen Kolleg*innen „über die Schulter schauen“. Zeitgleich waren drei unserer Auszubildenden zum Auslandspraktikum vor Ort.

Die dänische Kooperationsschule bildet, neben weiteren Berufen im Sozial- und Gesundheitssetting, Social- and Healthcare Assistants und SoSu Helper aus. Während Nurses in Dänemark ausschließlich an University Colleges studieren. Die Auszubildenden des PflegeCampus sind in etwa so qualifiziert, wie die Assistenten in Dänemark

Die Ausbildung zur Assistentin/zum Assistenten ist in Dänemark auch dual im Wechsel organisiert und dauert, je nach Alter und Erfahrung zu Beginn der Ausbildung, etwa 3 Jahre und 10 Monate. Um einen Abschluss als Helfer im Sozial und Gesundheitswesen zu erwerben, benötigt es i.d.R. 2 Jahre und 2 Monate. Meist arbeiten diese beiden Berufsgruppen im Anschluss entweder in einer stationären Langzeiteinrichtung oder im ambulanten Pflegedienst. Der Schwerpunkt der praktischen Phasen ist in diesen beiden Arbeitsfeldern organisiert. Assistent*innen sind ebenfalls qualifiziert, um im Krankenhaus zu arbeiten. Pflegehelfer*innen können dies nicht.

Das Job Shadowing umfasste neben einer Hospitation in einem ambulanten Pflegedienst den Einblick in den Schulbereich.

Der sichtbarste Unterschied war dabei, dass in den Klassen ~ 80% Studierende sind, die deutlich über 20 Jahre alt sind. Hintergrund ist, dass es in Dänemark üblich ist, dass junge Menschen nach dem Schulabschluss für meist einige Jahre zur Orientierung in einem Bereich (ohne konkrete Qualifikation) arbeiten oder auf Reisen gehen. Ein weiterer Unterschied war die Förderung der Studierenden der SoSu in vielen Bereichen - so haben sie täglich einen niedrigschwelligen Zugang zum study support; einen counciler, der für jeden Studierenden für alle Anliegen rund um die Ausbildung Ansprechpartner ist und, da die Kooperationsschule inklusiv arbeitet, auch sehr regelmäßig eine staatlich finanzierte zweite Lehrkraft im Unterricht dabei. Neben berufsbildenden Unterrichtseinheiten wird auch „Bewegung“ als verpflichtende Stunde abgehalten. Bei Problemen, die über die Belange um die Ausbildung hinausgehen, kann auch ein Mentor angefragt werden, der zu allen Lebensbereichen Hilfestellung anbietet.

Die Schule in Aarhus wurde 2015 neu gebaut und bietet den Studierenden dort viele offene, hell gestaltete Aufenthalts- und Studiermöglichkeiten. Eine große, zentral platzierte Bibliothek ist für alle einfach zugänglich. Zudem gibt es, wie wohl an fast allen Schulen Dänemarks, einmal pro Woche die Möglichkeit sich kostenlos an einem ruhigen Bereich der Schule akupunktieren zu lassen.

Der zweite Hospitationsbereich war ein zentral in Aarhus gelegener ambulanter Pflegedienst. Hier war eine der Auszubildenden des PflegeCampus eingesetzt. Der Pflegedienst betreut viele Bewohner im Innenstadtbereich und entweder kommen die Pflegekräfte mit einem e-Bike oder zu Fuß zu ihren Klienten. Die Arbeitskleidung ist neben der hygienisch unbedenklichen Anforderung auch funktional. Die Studierenden haben dort einen eigenen Koordinator, der vor Beginn jeden Arbeitstags individuelle Lernziele mit ihnen bespricht und diese im Anschluss evaluiert. Dieser Koordinator kümmerte sich auch sehr individuell um unsere Auszubildende. Grundsätzlich kann man deutlich erkennen, dass die zeitliche Bemessung zur Versorgung eines Klienten in Dänemark deutlich mehr Spielraum gibt, qualitativ fundierter und individueller zu arbeiten.

Aarhus, zweitgrößte Stadt in Dänemark, ist eine sehr lebendige Stadt mit vielen Studierenden, vielen Grünflächen und sehr interessanten Freizeitangeboten. Neben der unvorstellbar fahrradfreundlichen Infrastruktur ist ein Museumsdorf noch besonders zu erwähnen. Dort wurden in großer Detailarbeit viele Häuser unterschiedlicher Jahre/Jahrzehnte originalgetreu aufgebaut. In der Straße von 1974 gibt es ein Haus, das speziell dafür eingerichtet wurde, um dort Erinnerungsarbeit mit an Demenz erkrankten Menschen durchzuführen. Regelmäßig werden Pflegefachpersonen hierzu an diesem Ort geschult. Ein Besuch in Aarhus ist auf jeden Fall zu empfehlen, da es viele Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede zu entdecken gibt.

Eine Gemeinsamkeit: Die dänische Regierung sieht auch, wie in allen Ländern, die große Versorgungslücke von Hilfsbedürftigen und investiert einiges, um die Ausbildung für Viele zu ermöglichen und attraktiv zu gestalten. Wir sind sehr dankbar im aktiven Austausch mit unseren dänischen Kolleg*innen zu sein und unseren Auszubildenden die Möglichkeit anbieten zu können, im zweiten Ausbildungsjahr dort ein Praktikum zu absolvieren, was nur möglich sein kann, wenn am PflegeCampus auch dänische Studierende empfangen werden.